Wir werden immer wieder mal darauf angesprochen, ob unsere Kaffees auch BIO zertifiziert sind, oder wann wir Fairtrade Kaffee anbieten.
Ein Biosiegel für ökologisch nachhaltig angebaute Produkte gibt es seit dem Jahr 2001. Anfangs galt es vor allem als Trend für weltverbessernde Hippies. Mittlerweile ist es ein wenig zum Werbeetikett im Lebensmittelhandel verkommen. Selbst die Discounter verfügen über eigene BIO Hausmarken. Dabei kostet Biokaffee oft weniger als € 10,- pro Kilo. Wie das funktionieren soll ist uns ein wenig schleierhaft. Eigentlich geht das nur, wenn man Abstriche bei der Qualität macht.
Die EU regelt seit 2010 die Kriterien für BIO Zertifikate. Aber: nicht jedes BIO Logo bedeutet gleich, dass das Produkt zertifiziert ist. Nur wenn das staatliche Biosiegel verwendet wird kann man von der Einhaltung der Richtlinien ausgehen. Übrigens kann jeder Hersteller sein eigenes BIO Logo kreieren. Das bei solcher Durchlässigkeit getrickst und geschummelt wird, liegt auf der Hand. Bioverbände wie Demeter oder Bioland kontrollieren ihre Erzeuger relativ akribisch. Man kann sich also sicher sein, dass diese zu den “besseren BIO Erzeugern” gehören.
BIO: Ja oder nein?
Natürlich haben wir nicht nur von Anfang an über dieses Thema nachgedacht. Wir haben auch verschiedene BIO Kaffees getestet und uns über die Zertifizierung schlau gemacht. Dabei besteht diese in unserem Falle lediglich darin, dass wir jederzeit nachweisen müssen, nicht mehr BIO Kaffee zu VERkaufen, als wir EINkaufen. Außerdem muss das Etikett von der Behörde abgenommen und genehmigt werden. Das hat also nichts mit dem wirklichen BIO Gedanken zu tun. Dazu kommt, dass die Zertifizierung jährlich erneuert werden muss. Das Ganze ist dadurch sehr kostspielig, was sich natürlich im Preis wieder spiegeln muss. Je größer die Menge, desto eher kann man die Kosten dafür einkalkulieren. Wenn jedoch die Zertifizierung jährlich ca. € 500,– pro Sorte kostet, man aber nur 250 kg verkauft, dann wird es schwierig.
Aus all diesen Überlegungen heraus haben wir uns entschlossen keine Zertifizierung durchzuführen. Das bedeutet nicht, dass wir keinen BIO Kaffee verkaufen, es steht halt nur nicht auf der Packung. Bei allen Kaffees ist nachvollziehbar, wo sie geerntet werden, welchen Weg sie zurücklegen und wie sie weiterverarbeitet werden. Der jeweilige Röster verarbeitet den Kaffee erst nach unserer Bestellung. In kleinen Chargen frisch geröstet garantiert das die bestmögliche Qualität. Wir haben uns ausschließlich für Röster entschieden, die uns eine gleichbleibende Qualität garantieren können und mit denen wir zum Teil schon länger zusammen arbeiten, als es das Brühwerk gibt.
Fairtrade und direkter Handel
Gerade im Bereich Kaffee wird sehr viel über fairen Handel oder direkten Import vom Kaffeebauern geredet. Dazu gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Siegeln, für die im Grunde das gleiche gilt wie für die BIO Siegel. Auch die Großröster wollen in diesem Segment mitmischen und bieten biozertifizierten und fair gehandelten Kaffee an. Dabei erzählen sie gerne Geschichten von Kaffeebauern, die von ihnen lernen, wie ihre Farmen optimiert werden können.
Großröstereien produzieren Kaffee in solchen Mengen, dass eine genaue Kontrolle der Qualitäten gar nicht mehr möglich ist. Containerschiffe transportieren den Kaffee über den Ozean. Danach verlädt man den Kaffee in Tanklastwagen. In der Rösterei lagert man ihn dann tonnenweise in Silos. Alles geschieht vollautomatisch und computergesteuert. Die guten alten Jutesäcke sieht man da gar nicht mehr und die menschlichen Sinne werden für den Röstprozess nicht mehr eingesetzt.
Bio Kaffee in Kapseln
BIO Kapselkaffee ist schon irgendwie eine absurde Erscheinung. Der Kaffee soll umweltschonend angebaut und verarbeitet sein. Dann wird er in Kapseln abgefüllt, die aus Aluminium oder Plastik sind. Das erscheint uns nicht besonders nachhaltig.
Bezeichnender Weise kommen beide großen Kapselsystem aus dem Hause Nestlé. Über den Kaffeepreis braucht man hier nicht zu diskutieren: zwischen € 40,- und bis zu € 80,- berappt der Endverbraucher je Kilogramm Kaffee.
Greenwashing
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein liegen voll im Trend. Das haben natürlich auch die großen Konzerne erkannt. Findige PR-Manager nutzen gern Begriffe wie umweltfreundlich, fair, nachhaltig und/oder sozial als Schlagworte, um von den extrem umweltschädlichen Machenschaften abzulenken. Das Image der Marke wird aufgepeppt. Manchmal erweckt es den Anschein, als hätte man die Mission die Welt zu retten.
Aber wie vermarktet man ein Produkt, das eigentlich gar nicht nachhaltig ist? Ganz einfach: Man tut einfach so! Greenwashing nennt man das und nahezu alle großen Konzerne sind davon betroffen. Viele bekannte Marken setzen auf ein grünes Image.
The Green Lie
Der Dokumentarfilmer Werner Boote und die Autorin Cathrin Hartmann entlarven in dem Film “The Green Lie” und in dem Buch “Die grüne Lüge” die traurige Wahrheit.
Die grüne Lüge: Weltrettung als profitables Geschäftsmodell, Cathrin Hartmann, 2018